
Was mir auf dem Weg aus der Sucht geholfen hat: eine Vision von mir
Als ich noch ein kleines Mädchen war, hatte ich eine klare Vorstellung davon, wie ich als erwachsene Frau sein wollte. Unabhängig, glücklich und erfolgreich – das war das Bild, das ich vor Augen hatte. Vielleicht Architektin, Künstlerin oder sogar die erste schwarze deutsche Tagesschausprecherin, wie mein Opa es sich immer gewünscht hatte.
Wie ist die Frau, die rauch- und suchtfrei lebt?
Zum ersten Mal holte ich diese Vision wieder hoch, als ich mit dem Rauchen aufhören wollte, nicht mit dem Trinken. So weit war ich, wie ich dachte, noch nicht. Meine Mutter, die Heilpraktikerin war, bot mir an, mich dabei mit Hypnose zu unterstützen. Skeptisch, wie ich bei solchen Dingen bin, dachte ich mir: Schaden kann es ja nicht – einfach mal ausprobieren. Während der Hypnose stellte sie mir Fragen, die mich tief berührten und meinen Weg ins Rollen brachten. Die entscheidende Frage war: Wie ist die Frau, die rauch- und suchtfrei lebt?
In meinem Kopf entstand sofort ein klares Bild: Ich sah mich in einer cleanen, minimalistisch eingerichteten weißen Küche, gekleidet in hellblauen Strick und Jeans. Ich saß auf der Küchentheke, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, und schaute aus einem schmalen, hohen Fenster ins Grüne. Ausgeschlafen, frisch geduscht und vollkommen wohl in meinem Körper – ein Gefühl, das mir lange gefehlt hatte.
Dieses Bild von mir, gesund und zufrieden, hat sich eingebrannt wie ein Tattoo.
Ich war neugierig auf diese suchtfreie Version von mir
Nach der Hypnose habe ich weder sofort mit dem Rauchen noch mit dem Trinken aufgehört. Aber dieses Bild, mein besseres Ich, ließ mich nicht mehr los. Es dauerte nur wenige Monate, bis ich bereit war, wirklich etwas zu ändern. Ich wusste: Jetzt ist der Zeitpunkt. Also machte ich einen Termin bei der Suchtberatung https://frauenperspektiven.de Hamburg für ein Erstgespräch aus. Ich hatte es satt, abends allein auf der Couch zu sitzen, zu rauchen, zu trinken und mich selbst zu bemitleiden. Ich wollte endlich das echte Leben spüren. Der Anfang war gemacht. Ich war neugierig und freute mich auf die Chance vielleicht endlich neu anfangen zu können.
Ich kann meine eigener Glücksguru sein
Ich suchte nach Glück, Gesundheit und innerer Zufriedenheit – und fand sie einfach nicht. Selbstmitleid, diffuse Ängste und permanente Unruhe waren meine ständigen Begleiter.
Ich suchte das ultimative Glück und Rettung in Beziehungen, in Jobs, in Urlauben, in Äußerlichkeiten. Und ich verstand nicht, warum es mir nicht gelang, zur Ruhe zu kommen.
Dass der Alkohol mir einen Großteil meiner Lebensfreude und jegliche Energie raubte, begriff ich erst, als ich mich für ein Leben ohne Alkohol entschied.
Den wahren one and only Glücks-Guru fand ich in mir selbst. In dem Moment, in dem ich mir eingestand, dass ich so nicht mehr sein wollte – ständig angeheitert oder betrunken – da löste sich etwas in mir. Es war die wahre Befreiung. Ich hatte plötzlich unglaubliche Lust aufzuräumen, mich zu reparieren und mein vielleicht neues Ich endlich kennenzulernen.
Inzwischen sind es über sechs Jahre, die ich ohne Alkohol lebe. Es war mit Abstand die beste Entscheidung, die ich für mich treffen konnte. Ich bin wieder gerne ich. Ich verstehe mich heute besser und bin unglaublich dankbar, wenn ich zurückblicke und sehe, was ich seither alles geschafft habe.