Erste Liebe Alkohol Let’s talk sober Titilayo Bornmann

Erste Liebe Alkohol

Der Duft der Geborgenheit: Wie Alkohol zur Illusion von Liebe und Schutz wurde.

Manchmal sind es die frühesten Erinnerungen, die sich am tiefsten in unsere Seele einbrennen. Der Geruch von Alkohol, der für viele Menschen mit Exzess und Kontrollverlust verbunden ist, war für mich als Kind etwas ganz anderes: ein Zeichen von Nähe, Trost und Liebe. Als ich noch sehr klein war, fand ich oft Schutz in den Armen meines Vaters, begleitet von diesem vertrauten Duft von Whisky. Doch was damals Geborgenheit versprach, entwickelte sich später zu einem Trugbild, das mich jahrelang begleitete – die Suche nach einem Gefühl, das ich längst verloren hatte.

Auf den Partys mit viel zu vielen Menschen, in viel zu engen Räumen, kletterte ich oft auf den Schoß meines Vaters, wenn ich müde wurde. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und schlief entspannt ein. Es gab nichts Schöneres, als bei Papa auf der Brust einzuschlafen, begleitet von diesem vertrauten Geruch nach Alkohol. Diese großen, schützenden Arme, dieses Gefühl, einfach geliebt und beschützt zu werden das war für mich die Definition von Sicherheit. Ich erinnere mich daran, als wäre es gestern gewesen.

Doch auf diesen Feiern wurde immer getrunken, und mein Vater hatte damals schon regelmäßig Alkohol konsumiert. Wie könnte es anders sein, als dass sich die Verbindung zwischen Alkohol, Liebe, Schutz und Geborgenheit tief in mein Hirn eingebrannt hat? Das war, was ich kannte.

Als meine Eltern sich trennten und meine Welt in Schutt und Asche fiel, zerbrach auch der Schutz, den ich bis dahin bei meinem Vater gespürt hatte. Dieses Gefühl von Sicherheit, das mir plötzlich schmerzlich fehlte. Ich glaube, dass ich deshalb so schnell zum regelmäßigen Konsum kam. Denn allein der Geruch von Alkohol löste in mir dieses vertraute Gefühl von Geborgenheit aus. Es war, als würde ich nach Hause kommen.

Der Alkohol gab mir vermeintlich das zurück, was ich in meiner Kindheit verloren hatte – die Sicherheit und Geborgenheit meiner beiden Eltern.

Habt ihr auch bestimmte Erinnerungen oder Erlebnisse aus eurer Kindheit, bei denen der Geruch oder Anblick von Alkohol eine Rolle spielte und die ihr damals mit Geborgenheit oder Nähe verbunden habt? Oder verbindet ihr solche Erinnerungen eher mit negativen Ereignissen und Gefühlen? Wie haben diese Erfahrungen später euer Verhältnis zu Alkohol geprägt?